BILDERWILDNIS – Zwischen Verstörendem und Versöhnlichem
„Bilderwildnis“
Fotografie von Dagmar Lücke
– 22.03.2014
do / fr 16-18h sa 12-14h
Intervision-Studio
Lohstr. 58 (Hinterhaus), Osnabrück
Interview mit der Fotografin Dagmar Lücke…
* Was ist für Dich das Besondere am Fotografieren, wie erlebst Du es?
Das Fotografieren zwingt mich zur bewussten Wahrnehmung und Analyse meiner Umwelt und meiner selbst. Dabei verlasse ich mich auf die Intuition, was die Auswahl der Motive betrifft. Die Welt ist voller Symbole und Metaphern. Wenn ich fotografiere, fühle ich mich in dieser Hinsicht als Sammlerin und Zeitzeugin.
* Gehst Du gezielt los oder fotografierst Du, was Dir begegnet?
Für meine Osnabrück-Fotos gehe ich gezielt los, das meiste ist dabei einer groben Planung unterworfen: Wetter, Jahreszeit, Lichtverhältnisse, kulturelle Ereignisse und so weiter. Oft bin ich im letzten Sommer um fünf Uhr aufgestanden – es hat sich immer gelohnt. Und dabei entstehen immer auch Fotos, die nicht geplant waren. Eines meiner Lieblingsfotos ist Anfang Juli um sieben Uhr morgens auf dem Hasefriedhof entstanden – als Nebenprodukt.
Ich glaube, grundsätzlich ist es nicht möglich, sein Leben und seine Umwelt immer hinsichtlich der fotografischen Verwertbarkeit wahrzunehmen und quasi immer den Finger am Auslöser zu haben – es gibt auch Phasen, in denen die besten Motive verloren gehen, ohne dass für mich eine Daseinskrise daraus entsteht.
* Du bearbeitest Deine digitalen Fotos – warum?
Die Bildbearbeitung bietet eine unendliche Palette von Möglichkeiten, die Aussage oder die Stimmung einer Fotografie zu verstärken. Ich versuche, viele Effekte, oft in sehr kleiner Dosierung, zu einer hohen atmosphärische Dichte zusammenzubringen. Das ist ein rein emotionaler Vorgang, mit dem ich versuche, das darzustellen, was mich bewogen hat, auf den Auslöser zu drücken.
In der analogen Fotografie habe ich das mit Filtern, verschiedenen Filmmaterialien und Belichtungsexperimenten gemacht.
* Was willst Du mit Deiner Fotografie sagen?
Meine Bilder sind ein Protest gegen die zunehmend sterile und glattgebügelte Welt, in der wir leben, und gegen die Bedrohungen, die hinter den gefälligen Fassaden lauern. Ich bin radikal politisch, aber auch visionär. Ich glaube, wir entfernen uns immer mehr von Bedingungen, die eine gesunde menschliche Entwicklung ermöglichen. Das will ich veranschaulichen. Auf der anderen Seite bin ich sehr empfänglich für das das Schöne, das Wunderbare und Traumhafte. Diese Ambivalenz zwischen Verstörendem und Versöhnlichem möchte ich in meinen Bildern ausdrücken.
* Wie bist Du zum Fotografieren gekommen?
Das habe ich glatt vergessen! 1990 hatte ich jedenfalls meine erste SLR, eine Nikon. Irgendwer hat mal gesagt, die ersten 10.000 Aufnahmen seien zur Übung. Die habe ich jetzt, glaube ich, voll.
* Danke für das Gespräch.
Interview: Sonia Wohlfarth Steinert
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