THE SEA REMEMBERS

THE SEA REMEMBERS
Fotografie von Rosemarie Zens, Berlin
4.-18.3.2017

Zusätzlich geöffnet: So., 26.3.2017, 14-17h, Intervision-Studio, Temporäre Galerie für Fotografie und angrenzende Richtungen, Lohstr. 58, (Hinterhaus), 49074 Osnabrück

* Interview mit Rosemarie Zens zu ihrer Ausstellung THE SEA REMEMBERS…

Wie ist es zu der Ausstellung THE SEA REMEMBERS gekommen?

Ein guter Freund und Kollege seit vielen Jahren, Wilfried Bohne, Maler, Zeichner und Grafiker (wir haben künstlerisch zusammengearbeitet bei einem Lyrikband und einer CD „Lautlos.Regenatem“) kennt meine Arbeiten zu Dichtung und Fotografie. Er zeigte Sonia Wohlfarth mein Buch „The Sea Remembers“. Die Galeristin hatte sofort die Idee für eine Ausstellung. Und so trafen wir uns vor einem Jahr, um gemeinsam das Konzept zu besprechen.

Bist Du der Geschichte der Flucht nähergekommen, ist sie für Dich jetzt abgeschlossen?

Während meiner Arbeit an „The Sea Remembers“ bin ich der Geschichte der Flucht meiner Familie gefolgt. Sie hat für mich eine konkretere Form angenommen mit dem Versuch durch Bilder und Schreiben eine wenigstens annähernde Vorstellung zu erhalten, was es bedeutet in Kriegszeiten seine Heimat zu verlieren. In diesem Sinne hat mein Leben mit der Geschichte des 20. /21. Jh. in größerem Maß sich verwoben und integriert. Insofern ist sie persönlich für mich abgeschlossen. Vertieft hat sich zudem die Vergewisserung für das immerwährende Grundbedürfnis nach Geborgenheit, Sicherheit und Verortung. Denn Verwurzelung ist „ das wichtigste und wohl verkannteste Bedürfnis der menschlichen Seele“ (Simone Weil).

Wie sind die Reaktionen auf die Ausstellung?

Die Reaktionen auf die Ausstellung sind vielseitig. Es gab die vielen persönlichen Anteilnahmen durch die je eigenen Geschichten, die bei der Ausstellungseröffnung ausgetauscht wurden. Das Verbindende an Schicksalhaftem, an Leid und Not und Auseinanderfallen von Familien sind ein kollektives Erbe. Aber es gibt auch Berichte über die Mobilisierung von Kräften, die vom Überlebenswillen und Neuanfang zeugen. Fotografenkollegen, bildende Künstler und Berufstätige aus Bereichen von Psychoanalyse und Psychotherapie berichteten von eigenen Erfahrungen und letztere von denen ihrer Klienten. Auf private Einladung einer Psychoanalytikerin hin wurde ein Gesprächskreis angeregt, an dem Künstler, Kunsthistoriker und Kuratoren teilnahmen. Die Frage, was kann Kunst beitragen zum Verständnis von Erfahrungen wie Flucht und Vertreibung stand im Mittelpunkt. Das Augenmerk wurde gelenkt auf die Bilder der Ausstellung, auf deren Formgebung, die Unruhe und Beruhigung zugleich stiften, d.h. eine Ambivalenz der Gefühle hervorrufen sowie das Prozesshafte betonen. Das war ein außergewöhnlicher Weg, durch Anteilnahme und Reflektion uns erneut zu situieren, unsere Haltung zu den Herausforderungen der Gegenwart zu entwickeln und zu bekräftigen.

sws




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